Milchmarkt
Drei Fragen an Gerhard Glaser: Wo bei Milch jetzt handeln?
Bei der LBV-Fachtagung zur Milch wurde über Marktvolatilität und Lieferbeziehungen diskutiert (BWagrar 10/2018, Seite 15). Gerhard Glaser erklärt, wo er Handlungsbedarf sieht. Der Milcherzeuger ist Kreisobmann des Bauernverbandes Biberach-Sigmaringen und Vizepräsident des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg (LBV).
BWagrar: Herr Glaser, die Volatilität am Milchmarkt erschwert für alle Marktpartner das Ge-schäft. Die Preise schwächelten zuletzt etwas. Die Prognosen sind für die nächste Zeit wieder freundlicher. Wie sehen Sie die weitere Marktentwicklung?
Glaser: Man muss ganz nüchtern feststellen, dass ein halbes Jahr mit relativ ordentlichen Preisen nicht ausreicht, um zwei miese Jahre zu kompensieren.
Leider drückt schon zu lange viel zu viel Milchpulver im Lager auf den Marktpreis und damit auch auf die Stimmung.
Da versuchen wir mit den französischen Kollegen gerade erneut und dringend zu erreichen, dass endlich „aufgeräumt“ wird. Gottlob hat man beim Milchfett, insbesondere bei der Butter, rechtzeitig erkannt, dass es nicht „böse“ ist, sondern sogar gesundheitsfördernd. Darum erfreuen sich Butter und Käse einer stabilen Nachfrage und haben ein eher robusteres Preisniveau.
Der preisliche Durchhänger scheint überwindbar. Leider nimmt unsere Politik immer weniger Rücksicht auf die Kosten. Hier haben wir keine volatilen, sondern immer höhere deutsche Kosten, die uns vor allem von der nationalen Politik aufgebrummt werden.
BWagrar: Wie können marktorientierte Lieferbeziehungen aussehen? Was ist dabei vertraglich zu regeln?
Glaser: Seit dem Quotenende fehlt fast jede sinnvolle Planung bezüglich des Mengenaufkommens.
Daher gehören die Komponenten Menge, Preis und Zeit nicht mehr dem Zufall überlassen, sondern sind vertraglich zu regeln. Und zwar nicht vom Staat, sondern diese Maßnahmen müssen von allen Partnern am Milchmarkt selbst eigenverantwortlich in die Hand genommen werden. Das kann auch die Risikominimierung über den Terminhandel einschließen.
BWagrar: Wie können Milcherzeuger schneller auf Marktsignale reagieren?
Glaser: Wenn auf der Milchgeldabrechnung zum Beispiel zwei Prozent der Milchmenge zum Spotmilchmarktpreis ausgewiesen werden, hat der Milcherzeuger mehr klare Aussagen als alle sonstigen Appelle an seine Lieferdisziplin.
Denn Appelle verpuffen meist. Präzise Zahlen vom Markt aber mobilisieren. Und sie begünstigen eher marktkonforme Entscheidungen.
Autor: Das Interview führe Dr. Heiner Krehl, BWagrar-Chefredakteur