Pressestallgespräch
Glaser: „Rinderhalter leisten wertvollen Beitrag für die Gesellschaft“
Von der heimischen Lebensmittelerzeugung über die Landschaftspflege bis zur Grünlanderhaltung – Tierhaltung im Land bleibt unverzichtbar
„Mit jedem Liter Milch, der getrunken wird, pflegen die Landwirte in Baden-Württemberg einen Quadratmeter Kulturlandschaft“, erklärt der Vizepräsident des Landesbauernverbandes (LBV), Gerhard Glaser, anlässlich des Pressestallgespräches am 17. Januar 2017 auf dem Haldenhof der Familie Schnerring in Beuren-Balzholz (Kreis Esslingen). „Wir machen Gras zu Milch oder zu Fleisch – genau genommen ist das Rind immer noch die beste ‘Landschaftspflegemaschineʼ.“ Im Land bewirtschaften die Bauern auf 39 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Wiesen sowie Weiden und leisten neben der Lebensmittelerzeugung einen weiteren wichtigen Beitrag für die Gesellschaft – den Erhalt und die Pflege der heimischen Kulturlandschaft.
Der Großteil der Rinder lebt schon in hellen offenen Laufställen mit optimalem Kuh-Klima, Kuh-Komfort und Massagebürsten. Dafür haben die Bauern in den vergangenen vier Jahrzehnten enorme Investitionen für den Tierkomfort in die Hand genommen – was leider in der Öffentlichkeit zu wenig wahrgenommen wird. „Diese Haltungsbedingungen sind nicht nur ein Gewinn für Kuh, Kalb und Bauer, sondern garantieren dem Verbraucher beste tierische Lebensmittel“, erklärt Glaser. Der Wellness-Faktor sei für das Tierwohl nicht zu unterschätzen. Denn: Kuh-Komfort hat entscheidenden Einfluss auf die Tiergesundheit und somit auch auf die Qualität der Lebensmittel. Zudem setzen immer mehr Bauern wie Martin Schnerring vom Haldenhof auf die Unterstützung moderner Technik und investieren in Melkroboter sowie in weitere innovative Maschinen für den Hof.
Schnerrings Familienbetrieb ist ein klassischer Milchviehbetrieb mit 70 Kühen. Die achtköpfige Landwirtsfamilie bewirtschaftet am Rande der Alb (Albtrauf) mehr Grün- als Ackerland und bietet neben der Direktvermarktung von Eiern und Milch gemütliche Abende in der hofeigenen Vesperstube an. „Rinder- beziehungsweise Milchviehhaltung garantiert eine optimale Grünlandverwertung und trägt zum Erhalt und der Pflege der zahlreichen Wiesen und Weiden in Baden-Württemberg bei“, erklärt Vizepräsident Glaser. Rinderhalter seien daher ein unverzichtbarer Teil unserer Landwirtschaft und die Milchviehhaltung ein Garant für unsere schöne Landschaft.
Zudem versorgen die Landwirte die Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln direkt vor Ort. Gerade Letzteres darf auch aus der Sicht umweltfreundlicher, regionaler Kreisläufe nicht unterschätzt werden. Bis das Produkt aber im Regal des Handels oder im Hofladen steht, investiert der Bauer viel Zeit, Geld und Arbeit. „So abwechslungsreich wie die Landschaft, so vielfältig ist auch die Landwirtschaft in Baden-Württemberg“, sagt Glaser, der selbst Milchviehhalter ist. „Topographische wie auch strukturell bedingte Nachteile im Südwesten bedeuten für die hiesigen Bauern oft einen hohen Arbeitseinsatz mit entsprechenden Kosten. Dieser Einsatz muss sich auch lohnen, damit unsere Familienbetriebe weiterhin wirtschaftlich arbeiten können.“
Neben der Stalltechnik setzen die Bauern gleichzeitig auf moderne Maschinen im Ackerbau und der Grünlandbewirtschaftung. Für eine zukunftsorientierte Landwirtschaft sind beispielsweise GPS-gesteuerte Landmaschinen ein enormer Fortschritt. „Mithilfe von GPS ist ein effizienteres Arbeiten auf dem Acker möglich und erlaubt den Landwirten eine noch präzisere Düngung, Aussaat und Bewirtschaftung des Bodens“, zeigt Glaser auf. „Dieses System trägt zum nachhaltigen Umgang mit den Produktionsfaktoren in der Landwirtschaft bei. Mit dieser Technik können wir Bauern Zeit sowie Kosten einsparen und gleichzeitig die Umwelt schonen.“ Glaser ist überzeugt: „Diese Techniken verbessern die Lebensqualität der Bauernfamilien und steigern die Attraktivität der Grünen Berufe.“
„Moderne Technik im Stall macht den Landwirt aber alles andere als überflüssig“, sagt Glaser. „Ein hohes Fachwissen ist notwendig, um den Anforderungen der Tiere gerecht zu werden. Ob Schweine-, Rinder- oder Geflügelhalter – unsere Landwirte sind hierfür bestens ausgebildet“, sagt der Vizepräsident. „Moderne Technik bedeutet aber auch: Weniger schwere körperliche Arbeit, reibungslose Arbeitsabläufe oder flexible Arbeitszeiten. Was den Stall und den Acker heute zu einem attraktiven Arbeitsplatz macht.“
Hintergrund:
- Der Landesbauernverband in Baden-Württemberg e. V. (LBV) vertritt rund 36.000 Landwirte aus Baden-Württemberg. 24 selbstständige Kreisbauernverbände nehmen auf regionaler Ebene die Interessen des bäuerlichen Berufsstandes wahr. Insgesamt ist jeder zehnte Arbeitnehmer in Baden-Württemberg direkt oder indirekt von der Landwirtschaft abhängig.
- Die Internationale Grüne Woche (IGW) 2017 in Berlin eröffnet diese Woche ihre Türen. Dabei steht die Tierhaltung während dieser Messe jährlich im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Der Bauernverband zeigt den Medien traditionell vor der IGW tierhaltende Betriebe und gibt den Journalisten einen intensiven Einblick in den Arbeitsalltag eines klassischen Familienbetriebes im Land.
- Rinderhaltung in Baden-Württemberg: 2016 wurden in Baden Württemberg insgesamt 991.773 Rinder von Landwirten gehalten. Gegenüber der vergleichbaren Erhebung des Statistischen Landesamtes des Vorjahres ist dies ein Rückgang um rund 10.000 Rinder (ein Prozent).
- Milchviehhaltung in Baden-Württemberg: Für die wichtigste Einzelkategorie unter den Rindern ist Anfang November 2016 ein Bestand von knapp 344.000 Milchkühen zu verzeichnen, die sich auf ca. 7.500 Betriebe im Land verteilen. Die Zahl der Rinderhaltungen insgesamt beziffert sich auf 16.786, ein Rückgang binnen Jahresfrist um 2,9 Prozent. Noch vor zehn Jahren waren es 12.698 Milchviehbetriebe mit 362.212 Kühen. Im Schnitt hält ein Milchviehhalter mittlerweile 46 Kühe. Im Bundesdurchschnitt hält ein Milchviehhalter 61 Milchkühe. Groß sind die regionalen Unterschiede. Die größten Herden befinden sich in Mecklenburg-Vorpommern mit einer Durchschnittsgröße von 227 Tieren. Die kleinsten Herden sind neben Baden-Württemberg in Bayern (35 Kühe).
- Milchwirtschaft im Land: Der Milchpreis war zweieinhalb Jahre im Sinkflug und erholt sich seit Ende 2016 wieder. Während die Landwirte im Dezember 2014 noch im Schnitt 41,1 Cent für einen Liter Milch bekamen, sackte der Milchpreis im Juni 2016 auf durchschnittlich 24,1 Cent pro Liter ab. Im November 2016 lag der Milchpreis im Landesschnitt bei 32,2 Cent. Bundesweit liegt der Schnitt bei 31,2 Cent je Liter. In Baden-Württemberg gibt es neun Molkereien, die mehr als 95 Prozent der Milch erfassen. Im November 2016 zahlten diese ein Milchgeld zwischen 30 und 35,4 Cent. Diese Molkereien verarbeiten circa 2,2 Millionen Tonnen Milch pro Jahr.
- Landwirtschaft in Baden-Württemberg: Im Land bewirtschaften die Bauern rund 1.424.100 Hektar landwirtschaftliche Fläche. Davon sind 826.600 Hektar Acker- und 548.300 Dauergrünland. Im Schnitt bewirtschaftet ein baden-württembergischer Betrieb 34,2 Hektar landwirtschaftliche Fläche. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 59,6 Hektar. Von den 40.500 Betrieben wirtschaften 38 Prozent der Betriebe im Haupt- und 62 Prozent im Nebenerwerb.
Autor: LBV