Interview
Rukwied: Wir brauchen eine bessere Absicherung gegen Unwetter
Joachim Rukwied bewirtschaftet in Eberstadt (Landkreis Heilbronn) einen Ackerbaubetrieb mit Feldgemüse und Weinbau. Er ist Präsident des Landes- (LBV), des Deutschen (DBV) und des europäischen Bauernverbandes (COPA). | Das Interview führte BWagrar-Chefredakteur Dr. Heiner Krehl.
BWagrar: Herr Rukwied, vor einem Jahr gab es massive Frostschäden im Obst- und Weinbau. Wie bewerten Sie die Situation heute?
Rukwied: Die Unterstützung durch das Land war richtig und enorm wichtig. Dennoch haben die betroffenen Betriebe erhebliche wirtschaftliche Einbußen erlitten.
Und natürlich werden alle Erzeuger von der Angst begleitet, dass sich so eine Wetterkatastrophe auch in diesem Jahr wiederholen könnte. Die Betriebe brauchen dringend Jahre der Konsolidierung.
BWagrar: Bei der Mitgliederversammlung des Weinbauverbandes Württemberg wurde der Eindruck vermittelt, dass der Bauernverband sich einer Versicherungslösung mit staatlicher Unterstützung verweigert. Wie stehen Sie dazu?
Rukwied: Das Gegenteil ist der Fall. Nach den Frostnächten habe ich mich umgehend massiv für Unterstützungsmaßnahmen des Landes eingesetzt. Darüber hinaus haben wir immer gefordert, dass das Land, gegebenenfalls mit Unterstützung des Bundes, Investitionen in Frostschutzanlagen fördert. Zusätzlich ist eine Anschubfinanzierung seitens des Landes in Hinblick auf eine Mehrgefahrenversicherung zwingend notwendig. Die Wein-, aber auch die Obst- und Gemüsebauern sind schlichtweg wirtschaftlich nicht in der Lage, eine solche Versicherung ohne staatliche Unterstützung zu finanzieren.
Klar war aber immer, und hier besteht überhaupt kein Dissens zwischen Weinbauverband und Bauernverband, dass das hierfür erforderliche Geld nicht aus dem Topf der EU-Agrarzahlungen kommen darf, insbesondere nicht aus der Ersten Säule. Dies nämlich wäre lediglich eine Umverteilung von der „linken Tasche in die rechte Tasche“. Und das kann nicht im Interesse unserer Landwirtschaftsbetriebe sein, die dringend auf diese Leistungen angewiesen sind.
BWagrar: Wie stehen die Chancen, dass Ihre Forderungen politisch umgesetzt werden?
Rukwied: Die Chancen für eine Realisierung sehe ich eigentlich nicht allzu schlecht. Ich denke, die Politik und nicht zuletzt unser Landwirtschaftsminister Peter Hauk hat erkannt, dass die Hilfe nach der Katastrophe immer teurer sein wird als eine Unterstützung von Vorsorgeleistungen. Dass der Klimawandel und die damit einhergehenden Gefahren mittlerweile zur Realität geworden sind, darüber brauchen wir nicht mehr ernsthaft zu diskutieren. Man darf unsere Sonderkulturbetriebe mit diesem Problem nicht alleine lassen. Sie sind, was in der öffentlichen Diskussion oft zu kurz kommt, nicht die Verursacher dieses Problems, sie sind die Hauptleidtragenden. Ich glaube, die Politik hat dies erkannt.
Autor: BWagrar